Am 1. November 1893 versammelten sich in der Gastwirtschaft Karl Schlosser in Lambrecht eine Anzahl Männer der Arbeiterschaft von Lambrecht, um den seit längerer Zeit gehegten Wunsch, einen Arbeitergesangverein zu gründen, zu verwirklichen. Der tiefere Grund dieser Gründung war das Bestreben, innerhalb der fortschrittlichen Arbeiterschaft ein Ausdruckmittel zu besitzen, das fähig war, auch in Lied und Wort den Ruf nach sozialen und gesellschaftlichen Reformen zum Ausdruck zu bringen. Die Gründung wurde vollzogen und der Verein auf den Namen Arbeitergesangverein Liedesfreiheit getauft. Die Leitung und den Aufbau des Vereins übernahmen folgende Personen:
1. Vorstand Philipp Selinger
2. Vorstand Jakob Merkel
Kassierer Joseph Strauch
Schriftführer Julius Dierfeld
Beisitzer Philipp Kern, Jakob Wagner, Heinrich Hauck II
Ersatzleute Daniel Steiner, Friedrich Schanz, Wilhelm Pfaff, Kaspar Vogel, Heinrich Lieser.
Die musikalische Leitung übernahm Herr Fritz Lenhardt.
Mühevoll und steinig war nun der beschrittene Weg. Trotz vieler Schikanen der damaligen Behörde setzte sich der Verein durch, da die fortschrittliche Arbeiterschaft unserer Stadt alle Widerstände zum Trotz überwand. Am 23. August 1903 konnte mit dem sinnvollen Spruch:
das Vereinsbanner geweiht worden. Mit 400.- Mark Anschaffungswert stellte es für die damalige Zeit ein Prunkstück und den Opfergeist der damaligen Männer dar. So kam das Jahr 1914 und mit ihm der Ausbruch des 1. Weltkrieges. Fast alle aktiven Sänger wurden zum Kriegsdienst eingezogen und die aktive Tätigkeit musste eingestellt werden. Ein großer Teil ruhte am Ende dieses Krieges als sinnloses Opfer in fremder Erde. Doch bereits am 19. Februar 1919 konnte die Liedesfreiheit, wenn auch geschwächt, ihre Tätigkeit wieder aufnehmen.
In der nun folgenden Zeit begann mit der machtvoll aufwärtsstrebenden Arbeiterbewegung ein steter Aufstieg des Vereins. Zu dem Männerchor kam nun ein gemischter Chor und zwar zählte der Verein damals die stattliche Anzahl von 112 Sängerinnen und Sängern. In diesen Zeiten erfolgte die Namensänderung auf Volks-Chor Lambrecht.
Der Vorstand der damaligen Zeit, Heinrich Ohler und mit ihm die Dirigenten Schaut aus Mannheim und Musikdirektor Geiger, Kaiserslautern, trugen viel dazu bei, den Volks-Chor Lambrecht zu einem der besten Chöre unserer Pfalz zu gestalten.
Auf der Höhe seiner Leistung und Blüte kam das Jahr 1933 und mit ihm die Machtergreifung Hitlers. Als politisch unzuverlässig wurde ein jahrzehntelang aufgebautes Werk zerschlagen, seine Vermögenswerte beschlagnahmt und ein großer Teil seines Liedgutes ein Opfer der Flammen.
Am 22. März 1947 wurde nun von den noch lebenden aktiven Sängerinnen und Sängern der Volks-Chor Lambrecht wieder gegründet. Sein stark demoliertes Klavier, die zerrissene Vereinsfahne, ein kleiner Bestand seiner Männerchöre sowie 52 während der Nazizeit versteckt und treu gehüteten Liederbücher aus der Chorsammlung des A.S.B. bildeten den Grundstock.
Mit dem 1. Vorstand Ludwig Glaß jr., seinem Chormeister Richard Klitzing und 40 aktiven Sängerinnen und Sängern konnte der Volks-Chor Lambrecht am 16.4.1947 wieder seine Tätigkeit aufnehmen. Mit dem Ziel, wenn auch zahlenmäßig noch klein, leistungsmäßig aber an seine alte Höhe und Blütezeit anzuknüpfen, hatte er sich eine Aufgabe gestellt, von der man heute sahen kann, dass dies gelungen ist. Dies beweist die Anerkennung des Allg. Deutschen Sängerbundes für ausgezeichnete Programmgestaltung seiner Konzerte und der gebotenen Leistungen.
In der Zeit des Wirtschaftswunders nahm das Fernsehgerät immer mehr Raum bei der Freizeitgestaltung der Menschen ein, so dass der Chorgesang als Medium zur Unterhaltung nur noch eine untergeordnete Rolle spielte. Die Zahl der aktiven Sängerinnen und Sänger sank auf teilweise unter 30. Im Jahr 1986 unter dem Vorsitzenden Manfred Steiner erhielt der Volks-Chor sein erstes eigenes „Vereinsheim“ im Haus der Vereine.
Um bei der 100-Jahr-Feier im Jahre 1993 einen zahlenmäßig großen Chor präsentieren zu können, verabredete man eine Zusammenarbeit mit dem Gesangverein 1846 Lambrecht. Im Vorfeld der Feiern wechselten die Dirigenten (Hagen Wolf vom Gesangverein und Andrea Schuster vom Volks-Chor) sich wöchentlich ab. Das Festkonzert war ein voller Erfolg. Die Zusammenarbeit war gut und man sang auch nach dem Konzert weiter zusammen. Viele träumten gar von einem Zusammenschluss. Bei der gemeinsamen Weihnachtsfeier 1993 in der Grundschulturnhalle hat ein Vorstandsmitglied des Gesangverein 1846 auf dem Höhepunkt des Festes auf der Bühne die Zusammenarbeit aufgekündigt, ohne dies vorher angekündigt zu haben. Die Art und Weise dieser Aktion, die anscheinend auch in den Reihen des Gesangvereins umstritten war, veranlasste einige Sängerinnen und Sänger des Gesangvereins 1846 zum Wechsel in den Volks-Chor, der dadurch wieder zu einem stattlichen Chor anwuchs.
Im Jahr 1994 übernahm Loretta Sojnikow den Chor und brachte viele Sängerinnen und Sänger aus ihrem Bekanntenkreis mit in die Singstunden. Auch an der Spitze des Vereins gab es einen Wechsel. Der langjährige Vorsitzende Manfred Steiner gab sein Amt in die Hände von Friedel Wolke.
Es wurde mehr und mehr auch Wert auf Geselligkeit und Zusammengehörigkeit gelegt und der Chor hat viele auch außermusikalische Veranstaltungen. Unter der Vorstandschaft von Friedel Wolke wurden auch immer wieder Chorreisen veranstaltet, einmal sogar mit dem Bus nach Sankt Petersburg, wo die Chorleiterin Loretta Sojnikow vor ihrer Übersiedlung in die Bundesrepublik gewohnt hat und persönlich als Reiseleiterin fungierte.
Durch die Einstellung der Vereinsförderung durch die Stadt musste der Volks-Chor nach Alternativen zur Finanzierung suchen. Die Mitgliedsbeiträge reichten nicht aus, um die anstehenden Kosten wie Miete und Nebenkosten für das Vereinsheim, Umlagen an den Verband sowie den Chorleiter zu bezahlen.
Unter diesen Prämissen übernahm im Jahr 2006 eine neue Vorstandschaft den Verein unter Leitung von Hanne Hartmann und Jakob Lauer. Die Finanzen stehen seitdem unter den Fittichen von Harald Henrich. Durch viele Veranstaltungen und durch Fundraising ist der Verein nun wieder in der Lage, neues Notenmaterial anzuschaffen. Im Jahr 2006 wurde zudem ein Jugendchor gegründet, der sowohl allein als auch gemeinsam mit dem Erwachsenenchor singt.
Seit dem Jahr 2007 singt der Volks-Chor auch drei Mal pro Jahr in der protestantischen Kirche, nachdem sich der dortige Kirchenchor aufgelöst hat.
Ein herber Rückschlag ereilte den Chor Anfang 2008 durch den Tod des zweiten Vorsitzenden Jakob Lauer, der unermüdlich für den Verein tätig war. Noch auf dem Sterbebett hat er Berthold Schaffelhuber angetragen, seine Nachfolge anzutreten. Diesem Wunsch ist er nachgekommen und auch er ist unermüdlich für den Verein aktiv.